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Bidra med feedbackMein Geburtstagsgeschenk stand zur Einlösung an. Meine Frau hatte mir eine Übernachtung mit Abendessen im Restaurant „Alte Turmuhr“ geschenkt, also ging es am Samstagmittag vom Münsterland in den Landkreis Waldeck-Frankenberg. Waldeck liegt oberhalb der der Staumauer des Edersees. Durch Waldeck hindurch geht es zum Schlossberg. Das Schloss sieht man schon frühzeitig bei der Anreise, es ist auf seiner hervorgehobenen Bergspitze nicht zu übersehen. Und weil es so prominent über dem Edersee liegt, ist der Blick aus dem Hotel hinaus dementsprechend reizvoll. Wir hatten das Hotel vor Jahren schon einmal gebucht während einer Wanderung auf dem Urwaldsteig Edersee, einem äußerst reizvollen Wanderweg rund um den Edersee. Vor der Restaurantbewertung noch ein paar Worte zum Hotel selber. Durch seine Lage ist dieses Hotel wirklich eines der schönsten Hotels die ich kenne. Hat man ein Zimmer mit Blick zum und über den See, ist dieser immer wieder ein prächtiger Ausblick. Auch die Aussicht vom Frühstücksraum, der über Tag eines der beiden Restaurants (Altane) des Hauses ist, ist wirklich beindruckend und wunderschön. Das Hotel kann wirklich mit seiner Lage wuchern. Der Ostwind hatte das dritte Märzwochenende tiefgekühlt und selbst tagsüber erreichten die Temperaturen in Waldeck nicht mehr als gefühlte -5°. Somit beehrten wir nach der Anreise noch den sehr ordentlichen SPA Bereich und verbrachten die Zeit bis zum Essen im Warmen. Für 19 Uhr hatte meine Frau einen Tisch im Restaurant „Alte Turmuhr“ gebucht. Es gibt im Haus zwei Restaurants, ab dem Frühstück bis 18 Uhr kümmert sich das Café und Restaurant Altane um die Gäste, um 18 Uhr übernimmt dann die „Alte Turmuhr“ und das Altane schließt. Will man im Hause speisen, hat man also keine Alternative zur Turmuhr. Gegen 19 Uhr standen wir also am Eingang des Restaurantbereiches in der zweiten Etage. Für Ambiente-Aufnahmen war es schon zu gut besucht und auch etwas zu dunkel. Es gibt auf der HP aber ein paar Einblicke in das Restaurant. Der Gastbereich ist sehr gepflegt und angenehm gestaltet. Die Wände sind unverputzt, dunkle Holzbalken bestimmen die Decken. Darin moderne Möbel und recht schlicht gestaltete Tischdeko. Insgesamt ein recht behagliches Ambiente. Eine Karte wird aber nicht online gestellt, deswegen mussten wir uns überraschen lassen. Uns wurde ein Tisch direkt vor dem Thekenbereich zugewiesen, der nicht ganz so behaglich war wie der restliche Gastraum, weil vor unserem Tisch alle Servicekräfte vorbei wuselten um ihren Job zu erledigen. Die Anzahl der Kellner war für die Größe des Gastraums recht hoch, es sollte also beim Service wenige Probleme geben. Trotzdem fielen vor allen Dingen meiner Frau einige Dinge unangenehm auf. Man hielt es nicht für nötig, ihr auf die recht schweren Stühle zu helfen und trotzdem, dass sie reserviert hatte, wurde nur ich vom Service angesprochen. Letztendlich reichte der Service die Karten zuerst an den Herren, dann an die Frau, spätestens ab jetzt befanden sich die Damen und Herren unter verschärfter Beobachtung! Der Service reichte die Karten mit dem Hinweis auf ein Tagesmenü bestehend aus 3 Gängen zu 38 EUR. Wir nahmen das zur Kenntnis und ließen uns die Karten reichen. Bei der Durchsicht stutzte ich etwas, Anzahl und Art der angebotenen Speisen ließen auf eine recht ambitionierte Küche schließen, die sich nicht groß an ein Thema binden lies. Die Preise der einzelnen Gerichte waren aber bemerkenswert, Vorspeisen ab 15 EUR aufwärts, Pasta und vegetarische Gerichte nicht unter 20 EUR, Hauptgerichte knapp unter 30 EUR beginnend bis über 40 EUR sowie Desserts ab 14 EUR, das war in Summe schon eine Ansage für ein sehr gehobenes Preisniveau! Hatte ich irgendwo Sterne, Punkte, „Bibs“, Mützen oder sonstige Auszeichnungen nicht registriert? Mir war in der Beziehung nichts zu untergekommen. Zusammengezählt würde ein 3 Gang a la Carte Menü bei mindestens 60 EUR, eher höher liegen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Frau als Gastgeberin. Sie wehrte aber mein Angebot, das Tagesmenü zu ordern ab und forderte von mir nur nach Gusto zu bestellen. Also taten wir das dann auch Beide. Hier also die an unserem Besuchsabend bestellten und verkosteten Speisen. Die Küche servierte recht schnell nach unserer Bestellung einen Brotkorb mit einem Teller, auf dem sich zwei verschiedene Cremes befanden sowie als Amuse Gueule zwei Löffel mit offenkundig einem auf Couscous beruhenden Gericht, erklärt wurde es nicht. Es war ein gut abgeschmeckter kalter Couscous. Viel Minze war drin, eine leichte Säure, ein gut abgestimmter Löffel. Für meine Frau vorweg eine nordhessische Maultasche, da kommt sie einfach nicht weg von ihren schwäbischen Wurzeln. Ich bitte um Verzeihung für die etwas dürftige Fotoqualität, im Schummerlicht hat es auch eine Handykamera recht schwer. Als Zutaten waren in der Karte angekündigt Dülferhofer Käse, Pastinake, Spitzkohl, Preiselbeeren, Cashewkerne, angeboten zu 18,20 EUR. Das war ein stolzer Preis für zwei Maultaschen. Meine Frau äußerte sich positiv zur Teig und zur Füllung der Maultasche, wobei sie aber geschmacklich keine Nüsse zuordnen konnte. Für mich ein Risotto mit Chorizo, Pulpo, Kaffirlimette, Baby-Blattspinat und Peccorino zu ebenso stolzen 16,80 EUR für eine kleine Vorspeisenversion. Optisch schon mal ein sehr ordentliches Risotto. Ein guter Risottoreis, mit ganz leichtem Restbiss auf den Punkt al dente. Die Chorizo war klein gewürfelt angebraten in das Risotto gekommen und füllte aromentechnisch den Gaumen. Pulpo passt immer zu Chorizo und Risotto. So war das ein sehr kräftig abgeschmecktes spanisch angehauchtes Risotto. Die Kaffirlimette mag sich in einem ganz leichten Ton angedeutet haben. Der Spinat war dann Salatbeilage obenauf. Stolzer Preis für ein gutes Risotto. Mal schauen, wie es in den Hauptgängen weiterging. Für meine Frau der Fisch aus dem Tagesmenü, Barramundi, ein Fisch aus dem Amazonas, aus der Familie der Riesenbarsche. Dieser Fisch war mir noch nicht als Speisefisch untergekommen. Es handelte sich um Importware aus Südamerika. Serviert wurde er auf Polenta mit einer Sauce und Gemüse. Ich durfte vom Fisch kosten, dieser offenbarte sich als Süßwasserfisch mit einem kräftigen Fischaroma. Meine Frau befand dieses Gericht als gut, abgerechnet wurde es mit sehr viel angemesseneren 28 EUR. Für mich ein Gericht aus der Karte. Brust vom Paderborner Kikok Huhn, Bergamotte, rote Linsen, Pastinake, schwarze Trüffel, Dattel. Kikok Huhn oder Hahn ist ja keine Rasse, sondern eine Vermarktungsname für eine Erzeugergemeinschaft, die wieder etwas mehr Tierwohl in die Geflügelmast gebracht hat. Unter Kikok kann man sich im Internet informieren. Die Brust kam im Supremeschnitt an den Teller und war tadellos zubereitet, saftig im Inneren, mit einer geschmackvollen krossen Haut außen. Der Hauptbestandteil war sehr in Ordnung. Unter der Brust fand ich dann auch etwas von der Linsenbeilage. Die Linsen waren mit obigen Zutaten wohlschmeckend aromatisiert, aber die Menge war dem aufgerufenen Preis von 29,90 EUR nicht angemessen, es war schließlich kein Bressehuhn auf dem Teller. Selbst meine Frau befand die Portion für zu klein. Geschmack gut, aber die Protion für den Preis nicht angemessen. So kann man es zusammenfassen, mein Hauptgericht. Und weil wir beide noch nicht ansatzweise gesättigt waren, noch ein Dessert. Für mich eine Käseauswahl vom Dülferhof Der Betrieb scheint ein Biobetrieb zu sein, serviert wurden vier Sorten eines milden Käses mit verschiedenen Aromaten. Brennessel, Schnittlauch, Bockhornklee und das vierte ist mir entfallen. Dazu sollte es laut Karte geben: Senffrüchte, Paprika, Marmelade und Früchtebrot. Das Brot war reichlich vorhanden. Der geneigte Leser dieser Rezi mag auf dem Foto ein paar homöopathische Portionen der anderen Beigaben identifizieren. Für mich war auch dieser Teller dem Preis von 14,50 EUR nicht angemessen. Meine Frau hatte sich bestellt Dreierlei von Kürbis und Kern Tonkabohne und Vanille war angekündigt als Thema diese Tellers. Das Kürbischutney schmeckte gut, ebenso das Tonkabohneneis. Dann aber erschauderte meine Frau, beim Anschnitt der Würfel waren diese klebrig zäh in der Konsistenz, sie offenbarten sich als Marshmellows…….das hätte man ankündigen können, diese amerikanische Übersüßspeise ist nicht jedermanns Ding! Ganz sicher nicht das Ding meiner Frau, die blieben liegen. Die alte Turmuhr offeriert eine ordentliche Weinauswahl. Trotzdem dauerte es etwas, bis wir einen passenden Wein bekamen. Die Jahrgangsangaben war nicht gerade gut gepflegt und die Dame, die uns den Wein präsentierte trat ein paar Mal den Weg in den Keller an, bis wir einen uns zusagenden Jahrgang fanden, bei dem Karte und Wirklichkeit zueinander passten. Letztendlich wurden es eine Flasche weiß, ein 2013 Pouilly Fumé sowie ein sehr ordentlicher Brunello di Montalcino von 2011 Man sieht, meine Frau hat erwählt, keine deutschen Weine diesmal. Die beiden Flaschen waren insgesamt mit 100 EUR bepreist und für mich die einzigen Bestandteile unseres Menüs, die im PLV angemessen waren. Abschließend noch ein ebenso guter Grappa Aus Chardonnay Trauben und im Barrique ausgebaut, dann waren wir durch mit unserem Menü. Der Service war mit reichlich Personal im Gastraum vertreten und nachdem man insbesondere im Hinblick auf meine Frau einen durchwachsenen Start hingelegt hatte, rappelte man sich im Verlauf des Abends auf, und im Gesamt Resümee war das dann doch ganz ordentlich. Kann ich also zum Fazit des Abends kommen. Eigentlich hatten wir ein ganz ordentliches Abendessen, was die Speisen betrifft. Die Karte ist kurz, recht kreativ und hat Anspruch. Aber man sollte dringend schauen, wie man hoch man diesen Anspruch bepreist. Ich gehe regelmäßig auch in besternten Restaurants essen und wenn ich die Preise dort mit denen der Turmuhr vergleiche, passt das einfach nicht zusammen. Wäre unsere Endrechnung von ca. 250 EUR um mindestens 25% niedrigen ausgefallen, hätte ich ein ausgesprochen positives Fazit gezogen, so aber passten Preis und Performance der alten Turmuhr einfach nicht unter einen Nenner! Was hätte mein Opa früher gesagt: „Dat is mi to düür!“ (er sprach nur plattdeutsch mit mir). Mehr brauch ich nicht dazu zu sagen!